Echte Roboter sind keine Übermenschen. Sie sind Hilfe im Alltag, stellen die Politik aber auch vor Probleme.
Was, wenn die Roboter die Macht übernehmen? Auf diese Frage spielt ein Artikel aus der SZ vom 25. Februar 2016 an, in dem sich ein sogenanntes Exoskelett selbstständig macht. Bei einem Exoskelett handelt es sich um einen Roboteranzug, der Menschen darin unterstützt, schwere Lasten zu heben. Natürlich hat diese Maschine in etwa die gleiche Chance, die Macht über seine/n Träger/in zu übernehmen, wie eine rostige Schreibmaschine. Woher kommt dieses selbst in Qualitätsmedien verbreitete Bild von den machtgierigen Robotern?
„Das Bild, das die meisten Menschen von Robotern haben, ist extrem stark von Science-Fiction geprägt,“ sagt die Psychologin und Technikforscherin Laura Voss, die an der Technischen Universität München die Beziehung zwischen Mensch und Roboter erforscht. „Wenn ein Laie ‚Roboter‘ hört, denkt er meist an eine Maschine, wie man sie aus dem Kino kennt,“ so Voss weiter. R2-D2, C3PO, Terminator und Co. bestimmen also so stark unser Denken, dass wir übersehen, welche Art von Robotern tatsächlich in Zukunft Wirklichkeit werden könnte.
In der Industrie sind Maschinen bereits seit längerem in der Lage, Autoteile zusammenschweißen. Bei Robotern, die uns im Alltag unterstützen, ist hingegen in der Entwicklung noch viel Luft nach oben. Zu Hause sind automatische Staubsauger und Rasenmäher am Werk, in den Städten könnten Roboter die Funktionen von Touristenführern, automatischen Mülltrennern und Kanalinspektoren übernehmen; im Seniorenheim sind Pflegeroboter denkbar. Bis diese Roboter wirklich auf den Markt kommen, wird es aber noch eine Weile dauern, meint Voss, denn im Moment seien sie noch sehr unflexibel und die Umwelt muss stark an sie angepasst werden, damit sie richtig funktionieren. Als Beispiel nennt Voss einen Roboter, der ein Weißbier einschenken kann. Dieser ist von einem Einsatz im Biergarten noch weit entfernt, denn, so Voss, „er kommt nur mit einer Sorte Glas und einer bestimmten Flasche zurecht, mit Spezi wäre er schon überfordert“.
An die baldige Machtübernahme durch Roboter glaubt die Wissenschaftlerin ohnehin nicht. Sie werden in vielen Bereichen Aufgaben von Menschen übernehmen. Dies wird langfristig durchaus auch problematische Auswirkungen haben, zum Beispiel auf dem Arbeitsmarkt. Es bedeutet aber nicht automatisch, dass Maschinen uns beherrschen werden. „Staubsaugerroboter zum Beispiel erleichtern zwar die Hausarbeit, aber das bedeutet nicht, dass man nichts mehr tun muss. Man muss die Wohnung passend für sie vorbereiten, indem man Türschwellen überbrückt oder herumliegende Gegenstände aufhebt“, erklärt Voss. Neben der Technik, die sich noch stark weiterentwickeln muss, sieht die Wissenschaftlerin auch die Politik in der Pflicht. Es gebe noch viele offene Fragen, zum Beispiel, wer für durch autonome Maschinen verursachte Unfälle haftet. Dieses Problem ist bei selbstfahrenden Autos schon jetzt aktuell. Auch über die Privatsphäre müsse man sich Gedanken machen, gerade wenn verhindert werden soll, dass harmlose Roboter-Touristenführer* innen heimlich zu fahrenden Überwachungskameras werden.
Ganz wichtig findet Voss dabei, dass die Entscheider*innen erstens ein realistisches Bild davon haben, was die Technik kann, und sich zweitens bewusst machen, dass der technische Wandel extrem schnell ist. Deshalb können die Regeln von heute schon morgen nicht mehr sinnvoll sein.
Von Sebastian Weisenburger (ehem. Stadtvorsitzender, PR-Mitarbeiter des Forschungsprojekts ECHORD++ der Technichen Universität München)