RADOFFENSIVE JETZT! Damit München tatsächlich Radlhauptstadt wird

München nennt sich Radlhauptstadt und war unter Rot-Grün-Rosa schon einmal auf einem guten Weg dorthin. Unter Schwarz-Rot ist der Elan erlahmt, andere Städte ziehen an uns vorbei. Wir Grüne fordern, dieses Ziel wieder ernsthaft anzustreben und dem Fahrrad verkehrspolitisch Priorität vor dem motorisierten Individualverkehr zu geben.

RADVERKEHR IST BESSER!

Radverkehr kann verhältnismäßig schnell und preiswert ausgebaut werden (im Vergleich etwa zum Schienenverkehr), er verursacht im Unterschied zum motorisierten Individualverkehr weder giftige Stickoxide noch Feinstaub noch Verkehrslärm. Radverkehr schont das Klima und fördert das Stadtklima, im wörtlichen wie im übertragenen Sinne. Er braucht deutlich weniger Platz als – mit Ausnahme des Zufußgehens – alle anderen relevanten Fortbewegungsarten.

BREITE RADWEGE, SICHERE KREUZUNGEN

Radwege in München sind, so sie denn vorhanden sind, oft schmal. In den letzten Jahren wurden Radfahr- oder Schutzstreifen lediglich abmarkiert. Baulich getrennte wie abmarkierte Radwege haben aber gemeinsam, dass sie oft unvermittelt enden, also keine durchgängige Radinfrastruktur darstellen. An Kreuzungen und Einmündungen ist die Verkehrsführung oft unübersichtlich und besonders für Radfahrer*innen gefährlich.

Das ist inakzeptabel. Die Sicherheit aller Verkehrsteilnehmer*innen muss gewährleistet werden. Die Stadt muss umgehend eine durchgängige und sichere Radverkehrsführung schaffen. Kreuzungen müssen fahrrad- und fußgängerfreundlich umgebaut werden. Der Ausbau von Radwegen darf dabei nicht auf Kosten von Fußgänger*innen gehen.

HAUPTROUTEN ERTÜCHTIGEN

Besonders problematisch stellt sich die Situation der Fahrradinfrastruktur entlang wichtiger Hauptverkehrsstraßen dar. Bekanntermaßen besonders gefährlich ist die Situation in der Rosenheimer- und in der Elisenstraße, wo es keinerlei Radverkehrsanlagen gibt, aber auch dort, wo Radwege existieren, sind sie viel zu schmal, um sicheres Fahrradfahren zu ermöglichen, so etwa in der Lindwurm-, Brienner-, Nymphenburger, Zweibrücken-, Dachauer-, Ludwig- oder Leopoldstraße. Auch der bauliche Zustand lässt häufig zu wünschen übrig, Baumwurzeln, Schlaglöcher und ähnliches ermöglichen vielerorts weder angenehmes noch sicheres Fahren.

Das ist inakzeptabel. Wir fordern auf diesen und anderen wichtigen Routen sichere und komfortable Radwege. Wir brauchen ein Netz aus Fahrradstraßen, angemessenen Radverkehrsanlagen und Radschnellwegen in die nicht-zentralen Stadtteile und ins Umland, um das Radfahren für die Münchnerinnen und Münchner attraktiv und sicher zu machen. Dieses Netz darf nicht nur sternförmig ins Zentrum führen, sondern muss auch Ring- und Tangentialverbindungen umfassen.

RADWEGE FREI HALTEN

Wo Radwege und Radstreifen vorhanden sind, sind sie sehr häufig zugeparkt, sei es von privaten oder gewerblichen Kraftwägen. So müssen Radfahrerinnen und Radfahrer ausweichen, was zusätzliche Gefahr bedeutet. Die Falschparker*innen, die durch ihr Verhalten die Radfahrer*innen gefährden, müssen augenscheinlich keine Kontrollen oder Strafen fürchten.

Das ist inakzeptabel. Radwege unpassierbar zu machen, muss härter geahndet werden. Wo nötig, können bauliche Trennungen der Radwege das Zuparken verhindert und zugleich die Sicherheit der Radfahrer*innen verbessert wird.

VISION ZERO

Wir Grüne sind der „Vision Zero“ verpflichtet, das heißt, dass Straßen und Verkehrsmittel so gestaltet werden, dass es keine Verkehrstoten und Schwerverletzten mehr gibt. Dieses Ziel muss auch konsequent das verkehrspolitische Handeln der Landeshauptstadt München bestimmen.

FAHRRADFREUNDLICHER HAUPTBAHNHOF

Der Hauptbahnhof ist mit dem Rad weder sicher erreichbar, noch gibt es dort angemessene sichere und geschützte Abstellplätze für Fahrräder.

Das ist inakzeptabel. Die Stadt muss dafür sorgen, dass der wichtigste Fernverkehrsbahnhof attraktiv und komfortabel mit dem ressourcenschonendsten relevanten Nahverkehrsmittel Fahrrad erreichbar ist.

ALTSTADTQUERUNG ERMÖGLICHEN

Es ist tagsüber nicht möglich, die Münchner Altstadt mit dem Fahrrad zu durchqueren, seit der Marienplatz für den Radverkehr gesperrt ist, ohne dass eine sinnvolle Alternativroute eingerichtet wurde. In den engen Nebenstraßen der Altstadt nimmt der Autoverkehr noch immer einen großen Teil der Fläche ein. Derzeit ist die Altstadt nicht aus allen angrenzenden Stadtvierteln sicher und komfortabel erreichbar, insbesondere die Anbindung in Richtung Hauptbahnhof ist katastrophal.

Das ist inakzeptabel. Unsere Vision ist eine weitgehend autofreie Altstadt, in der mehr Platz für alle Menschen ist, die zu Fuß oder mit dem Rad unterwegs sind. In den Nebenstraßen der Altstadt fordern wir Fußgängerzonen auszuweiten und Fahrradstraßen auszuweisen, die zumindest tagsüber für den Autoverkehr komplett gesperrt sind. So wird es möglich, per Rad die Altstadt schnell und sicher sowohl auf der Achse Nord-Süd als auch Ost-West zu durchqueren. Wir fordern außerdem, so schnell wie möglich eine sichere Fahrradverbindung zwischen Altstadtring und Hauptbahnhof zu schaffen und fragen, warum entsprechende bereits bestehende Anträge aus mehreren Parteien nicht umgesetzt werden.

RADOFFENSIVE JETZT!

Die Landeshauptstadt München muss den Ausbau der Radverkehrsinfrastruktur deutlich priorisieren. Wir Grüne werden alle politischen Mittel nutzen, um dieses Ziel zu verfolgen. Weil wir überzeugt sind, dass eine Radoffensive wichtig ist, um die Lebensqualität in München zu erhöhen, für mehr Sicherheit auf unseren Straßen zu sorgen, das Klima zu schonen sowie Verkehrslärm und Luftbelastung erheblich zu reduzieren.

Es ist eine Gerechtigkeitsfrage! Wir wollen öffentlichen Raum gerecht verteilen. Radfahrer*innen und Fußgänger*innen sollen sich künftig nicht mehr Restflächen im Verkehrs- und Straßenraum teilen müssen, sondern wir wollen vom Straßenrand nach innen denken statt umgekehrt. Dem privaten Autoverkehr sollen – im Gegensatz zur bisherigen Verkehrsplanung – nur noch dann mehrere Fahr- und Parkspuren zur Verfügung gestellt werden, wenn daneben ausreichend Platz für einen konfliktfreien Fuß- und Radverkehr sowie den Öffentlichen Nahverkehr und für Aufenthaltsräume bleibt. Wir wollen Platz für Menschen statt für Blech!

Der Leitantrag wurde auf der Stadtversammlung am 31. Mai 2017 einstimmig beschlossen.