Autoliebe statt Menschenfreundlichkeit – damit muss endlich Schluss sein! Gemeinsam mit Münchner Verkehrs- und Umweltinitiativen protestieren wir Grüne gegen die unsinnigen Pläne von CSU und SPD zur Umgestaltung des Thomas-Wimmer-Rings und des Isartorplatzes.
Zur Zeit wird an der neuen Tiefgarage unter dem Thomas-Wimmer-Ring gebaut. Die Wiederherstellung der Oberfläche bietet die Chance den hier überdimensionierten sechsspurigen Altstadtring auf eine vierspurige Ringstraße zurückzubauen, so wie er auch nördlich der Maximilianstraße funktioniert. Vier Spuren reichen auch hier, um den Verkehr zu bewältigen. Die ersten Entwürfe der Beschlussvorlage sahen das so vor. Auf Intervention der Groko hin sollen es nun fünf Spuren werden¹, weil immer wieder Busse in zweiter Reihe parken. Anstatt die Probleme mit Kontrollen und mit einem vernünftigen Bushalte- und Busparkkonzept zu lösen, wird eine einmalige städtebauliche Chance vertan, die auch vom zuständigen Bezirksausschuss so gesehen wird. Gerade die Anwohner*innen, die unter der Baustelle leiden, haben hier eine deutliche Verbesserung verdient.
Seit vielen Jahren fordern die Anliegerinnen und Anlieger, der Bezirksausausschuss Altstadt-Lehel und die Stadtratsfraktion von Grünen-Rosaliste eine Neugestaltung des Isartorplatzes. Der Rückbau am Thomas-Wimmer-Ring wäre die einmalige Chance, das Projekt in Angriff zu nehmen und einige Relikte der autogerechten Stadt zu beseitigen. Das heißt, den für Radfahrende gefährlichen freilaufenden Rechtsabbieger von der Zweibrückenstraße in den Thomas-Wimmer-Ring zurückzubauen und eine oberirdische Querung für Zufußgehende auf der Ost- und der Nordseite entlang des Altstadtrings und von der Zweibrückenstraße ins Tal zu schaffen. Zudem könnte Fläche vom nicht nutzbaren grünen Mittelteiler für die Platzgestaltung gewonnen werden. Auch hier bestätigt das beauftragte Ingenieurbüro, dass die umgebaute Kreuzung für den Kfz-Verkehr leistungsfähig ist.
Die Münchner Verkehrs- und Umweltinitiativen und die Grünen sind enttäuscht, dass hier wegen einer falsch verstandenen Autofreundlichkeit, die dem Autoverkehr nichts bringt, die Chancen für die Platz- und Grüngestaltung wie auch für den Fuß- und Radverkehr nicht ergriffen werden.
Andreas Schuster von Green City sagt: „Hier gibt es die einmalige Chance, dass eine Verkehrsschneise in deutlich verbesserter städtebaulicher Qualität wiederhergestellt und den Münchnerinnen und Münchnern mehr Platz angeboten wird.“
Dies ergänzt Christian Hierneis vom Bund Naturschutz: „Mit dem Rückbau des Thomas-Wimmer-Rings bietet sich die Chance zu entsiegeln sowie zu begrünen und damit einen Beitrag für das Stadtklima zu leisten.“
Benjamin David von den Urbanauten: „Der Isartorplatz wird seiner Bedeutung als Zugang zur Altstadt in keiner Weise gerecht und wird gar nicht als städtischer Platz wahrgenommen. Er hat erhebliche Potenziale zur Verbesserung der Aufenthaltsqualität.“
Andreas Groh vom ADFC meint: „Freilaufende Rechtsabbieger stellen eine erhebliche Gefährdung für den Radverkehr dar und müssen deshalb überall in der Stadt abgebaut werden. Die Strecke von der Isar zur Münchner Altstadt ist eine der wichtigsten Zufahrten dorthin und dennoch sind die ‚Radwege‘ in der Zweibrückenstraße rechtswidrig schmal. Ebenso sind die ‚Radwege‘ am Thomas-Wimmer-Ring bzw. die ‚Notwege‘ entlang der Baustelle viel zu schmal und in erbärmlichen Zustand, obwohl es sich hierbei um eine wichtige Strecke zur Umfahrung der Altstadt handelt. Die Reduzierung des Rings auf vier Spuren böte die Möglichkeit dort sichere, breite und attraktive Radwege zu bauen.“
Als Vertreter von FUSS e.V. ergänzt Stadtrat Paul Bickelbacher: „Wer das Zufußgehen fördern will, sollte die Zufußgehenden nicht in den Untergrund verbannen. Es wird höchste Zeit, hier oberirdische Querungen auf der Ost- und auf der Nordseite der Kreuzung und damit entlang des Altstadtrings und vom zukünftigen Platzbereich ins Tal zu schaffen.“
Anja Schaefer vom VCD meint: „Hier am Rand der Altstadt direkt gegenüber vom Tal und an der S-Bahn-Station Isartor wird die Kreuzung von extrem vielen Menschen zu Fuß und per Rad genutzt. Der Platz bedarf dringend einer attraktiveren und barrierefreien Gestaltung, auch im Sinne der Fahrgäste und Anwohner.“
Sylvia Hladky vom Aktionsbündnis „Sauba sog i“ fügt hinzu: „Wenn hier nicht die Chancen für Verbesserungen für den Fuß- und Radverkehr genutzt werden, wie soll sich dann jemals der Modal Split ändern, so wie es der Stadtrat ja beschlossen hat?“
Gudrun Lux von den Grünen: „Die große Koalition verspielt wieder mal die Chance, einen Platz in München urbaner zu gestalten. Im Mittelpunkt steht das Auto. Nicht die Lebensqualität am Isartor, oder auch die Sicherheit und Mobilität von Fußgänger*innen und Radfahrer*innen.“
Pressemitteilung zur Beschlussvorlage Thomas-Wimmer-Ring und Isartorplatz
¹ Konzept zur verkehrlichen Abwicklung und zur Oberflächengestaltung des Thomas-Wimmer-Rings unter Einschluss des Isartorplatzes, Sitzungsvorlage für den Ausschuss für Stadtplanung und Bauordnung am 31.01.2018
Foto: Dietmar Rabich / Wikimedia Commons / /