Nach dreijähriger Amtszeit hat Gudrun Lux (39) heute ihr Amt als Vorsitzende der Münchner Grünen niedergelegt. Der Rücktritt erfolgte aus privaten Gründen.
„In den vergangenen Wochen und Monaten bin ich an die Grenzen meiner Möglichkeiten gelangt. Ich habe der Parteiarbeit den Vorrang gegeben und deshalb meinen beiden kleinen Kindern nicht die Aufmerksamkeit schenken können, die sie verdienen und die ich ihnen als Mutter geben möchte. Ich habe deshalb schweren Herzens entschieden, das Amt der Vorsitzenden niederzulegen. Ich wünsche meiner Partei alles Gute und ein herausragendes Wahlergebnis, damit München grüner und besser wird“, sagt Gudrun Lux, die seit September 2016 den Kreisverband als Vorsitzende geführt hatte. Co-Vorsitzender Dominik Krause dankt Lux für deren Einsatz in den vergangenen Jahren. „Die vergangenen Wahlerfolge und die Einbindung der vielen neuen Mitglieder sind eng verbunden mit dem Namen Gudrun Lux. Der Vorstand und auch ich ganz persönlich möchten uns herzlich bei Gudrun für die vielen Stunden ehrenamtliche Parteiarbeit bedanken.“ Die Neuwahl der Parteivorsitzenden wird Anfang November im Rahmen eines Parteitags stattfinden.
Das persönliche Statement von Gudrun im Wortlaut:
Liebe Freundinnen und Freunde,
ich habe mich entschieden, als Vorsitzende der Grüne München mit dem heutigen Tage zurückzutreten.
In den vergangenen Monaten bin ich kontinuierlich an die Grenzen meiner Möglichkeiten gelangt. Meine Mutterschutzzeit habe ich in der Geschäftsstelle der Partei verbracht, neue Mitarbeiter*innen eingearbeitet. Selbst mit einem wenige Tage alten Säugling war ich auf Parteiveranstaltungen, habe Hintergrundarbeit geleistet, das Wahlprogramm mit ausgearbeitet, mein Hauptaugenmerk auf die Parteiarbeit gelegt.
Am Samstagabend sagte meine Tochter zu mir: „Komm mit nach Hause, Mami. Bitte!“ und ich sagte „Ich muss noch hierbleiben“ und blieb am Parteitag, während eine Babysitterin mein Kind nach Hause brachte – und mir das Herz brach. Ich habe das später im Schlaf die halbe Nacht gehört: „Komm mit nach Hause, Mami. Bitte!“ und ich habe mich selten so elend gefühlt.
Gestern habe ich erlebt, wie mein Baby gelernt hat zu robben – rückwärts von der Wohnzimmermitte bis zur Küchentür. Und das begeisterte große Kind, das dem Baby gleich krabbeln beibringen wollte. Ich will nicht, dass mein kleines Kind quasi in der Parteigeschäftsstelle aufwächst und ich über den Bildschirm hinweg nur vielleicht zufällig sehe, wenn es seine ersten Schritte tut.
Manchmal sind es die Schicksalsschläge und das Erschreckende, die uns den Blick für das Wesentliche öffnen. Einer der wichtigsten Menschen in meinem Leben aus der engsten Familie ist schwer erkrankt. Das Leben ist zerbrechlich. Es kann kurz sein. Es kann schwer sein. Ich will für meine Familie da sein können, mit Zeit und echter Aufmerksamkeit. Ohne aufs Smartphone zu schauen, ohne gedanklich woanders zu sein.
Natürlich bleibe ich politisch und grün und begeistert. Natürlich bleibe ich ansprechbar und bin mit Rat und Tat dabei. Aber eben nicht mehr als eine der beiden Hauptverantwortlichen. Ich weiß Bündnis 90/Die Grünen München in guten Händen bei Dominik Krause. Ich weiß, dass es viele hochqualifizierte Frauen gibt, die als Vorsitzende in Frage kommen. Wir haben eine großartige Liste für die Kommunalwahl aufgestellt, ein tolles Programm geschrieben und ein schlagkräftiges Geschäftsstellenteam aufgebaut, auf das ich besonders stolz bin. Ich wünsche meiner Partei alles Gute und ein herausragendes Wahlergebnis, damit München grüner und besser wird. Meine Hoffnungen ruhen insbesondere auf den großartigen jungen Menschen in der GRÜNE JUGEND München, die diese Gesellschaft verändern wollen – und werden.
