Am Samstag demonstrieren Abtreibungsgegner*innen mitten in unserer liberalen Stadt. Die Grünen München verurteilen den „Marsch für das Leben“ und warnen vor einem erstarkenden Antifeminismus.
„Einen Schwangerschaftsabbruch sicher und ohne Druck durchführen zu können, ist eine Errungenschaft der Frauenbewegung, die wir durch Abtreibungsgegner*innen gefährdet sehen“, sagt Ursula Harper, Vorsitzende der Grünen München.
Bayern ist laut der Fachinformationsstelle Rechtsextremismus München (Firm) mit mindestens 16 Vereinen, die sich dem sogenannten „Lebensschutz“ verschrieben haben, ein Brennpunkt radikaler Abtreibungsgegner*innen. Ihr Ziel ist, Abtreibungen nicht mehr möglich zu machen.
In München gibt es jedes Jahr rund 20 Veranstaltungen der radikalen Abtreibungsgegner*innen – am 20. März demonstrieren sie vor der Feldherrnhalle, das Bündnis für sexuelle Selbstbestimmung hat eine Gegendemonstration angekündigt. Die Abtreibungsgegner*innen sprechen aber auch Frauen vor Kliniken oder Beratungsstellen an oder betreiben gefälschte Beratungswebseiten. Frauen, die einen Abbruch vornehmen möchten, befinden sich ohnehin in einer belastenden Situation und werden dadurch so noch zusätzlich unter Druck gesetzt. Es droht laut einem Bericht des Gesundheitsreferats vom November 2020 aber auch ein Versorgungsengpass, da es Probleme gibt, ärztliche Nachfolger*innen zu finden, die Abbrüche vornehmen.
„Die Stadt muss Sorge dafür tragen, dass Frauen Zugang zu Abtreibungspraxen und Beratungsstellen haben, ohne dabei bedrängt und beschimpft zu werden“, sagt Joel Keilhauer, Vorsitzender der Grünen München. „In München ist kein Platz für antifeministische Ideologien, weder vor der Feldherrnhalle noch vor Kliniken, die Abbrüche vornehmen“, so Keilhauer weiter.
Organisiert wird der Marsch vom Verein „Stimme der Stillen“ aus München. Die drei Vereinsvorsitzenden Silja Fichtner, Richard Theisen und Andreas Wagner (CSU) weisen laut Firm Verbindungen in konservative rechtskatholische und christlich-fundamentalistische Kreise auf. Die Grünen München schließen sich der Befürchtung von Firm an, dass sich mit dem Marsch eine weitere Großveranstaltung im süddeutschen Raum etablieren könnte, die Fachpersonal und die betroffenen Frauen weiter unter Druck setzt.