Der Ortsverband (OV) Neuhausen-Nymphenburg der Münchner Grünen erlebt am direktesten die Entwicklungen, die der Ankauf des Areals um die denkmalgeschützte Paketposthalle durch die Büschl-Unternehmensgruppe und den bereits aufgestellten Bebauungsplan 2147 mit sich bringt. Mit einem Positionspapier geht der OV nun auf die wichtigsten Aspekte der Bebauung des neuen Quartiers und der Erschließung der Paketposthalle für die Münchner Bürger*innen ein. Auf dem vergangenen Stadtparteitag übernahm der Kreisverband das Papier als offizielle Position der Grünen München.
Das Positionspapier soll die öffentliche Diskussion breiter aufstellen und in eine möglichst nachhaltige und für die Bürger*innen wertvolle Richtung zu lenken. Es behandelt viele aktuelle Themen einer nachhaltigen Stadtentwicklung, inkl. der kontrovers geführten Diskussion um die Hochhäuser. Ziel ist, ein Stück zukunftsorientierte Stadt zu schaffen, das eine Bereicherung für München wird und trotz Nachverdichtung die Belastungen für das Klima minimiert. Andernfalls kann damit kein Beitrag geleistet werden, das Pariser Klimaziel von 1,5 Grad auch nur annähernd zu erreichen.
Das Projekt hat das Potenzial zu einem Vorbild dafür, wie Städtebau im 21. Jahrhundert geplant und realisiert wird. Beim Bau der Gebäude sollen vorwiegend nachhaltige Materialien mit möglichst geringem CO2 Verbrauch verwendet werden. Wir verweisen hier auf die Kriterien der DGNB und das Cradle2Cradle-Prinzip, gemäß dessen der gesamte Lebenszyklus des jeweiligen Materials betrachtet werden muss. So kann Müll vermieden, die Umwelt geschont und Material wieder verwendet werden. Die hybride Holzbauweise ist wo immer möglich zu bevorzugen. Energetisch soll auf die Klimaneutralität der Gebäude geachtet werden. Hier schließen wir uns den Forderungen des Bezirksausschusses 9 aus dem Jahr 2019 sowie der Architects for Future vom November 2020 an. Für Markus Schäf, Landschaftsarchitekt und einer der Initiatoren der Arbeitsgruppe ist wichtig: „Es sollen möglichst viele der aktuellen Erkenntnisse nachhaltiger Stadtplanung zur grünen und blauen Infrastruktur hinsichtlich der Speicherung von Regenwasser und Begrünung der Fassaden und Dächer angewendet werden.“ Die entsprechende Pflanzenauswahl sorgt für eine hohe Biodiversität.
Im Bereich Mobilität wollen wir ein Verkehrsgutachten, das variantenbasiert die Auswirkungen für die angrenzenden Viertel mit betrachtet. Dazu Martin Züchner, Sprecher des OV: „ S-Bahn stellt das Rückgrat dar und wird möglichst über einen Steg an das neue Quartier angebunden. Radverkehr sowie Tram und Bus ergänzen die Quartierserschließung. Die inneren Flächen gehören den Menschen und der natürlichen Fortbewegung.“
„Das identitätsstiftende Element des neuen Quartiers soll die erneuerte Paketposthalle werden“, so Verena Matzner, Sprecherin des Ortsverbands. „Wir haben zahlreiche Ideen für eine vielfältige Nutzung – von wechselnden kulturellen Veranstaltungen, Wochen- und Flohmärkten über permanente Gastronomie, Sportangebote und Spielbereiche für Alt und Jung. Im Untergeschoss kann ein Veranstaltungssaal entstehen und z.B. dringend benötigte Probenräume.“ Der gelbe Briefkasten soll als Projekt „Brief an die Zukunft“ wiederbelebt werden.
Das Areal soll im Sinne der sozialgerechten Bodenordnung für verschiedene Nutzergruppen Wohnangebote bieten. Die Mietwohnungsquote und der Anteil an Genossenschaften im Quartier sollten möglichst hoch sein.
Dann sind da die geplanten Hochhäuser: Wir wollen dazu die Münchner Bürger*innen befragen, wobei wir die 100 m Grenze an sich nicht infrage stellen. Doch ggf. sind es andere Elemente, die für oder gegen ein Hochhaus sprechen. Für uns sind nur klimaneutrale, energieautarke Hochhäuser denkbar – so wird ein Münchner Zeichen für Hochhausbau gesetzt!
Auch für Kinder, Jugendliche, Senioren sowie Menschen mit Behinderung haben wir Ideen. Doch wir sind nicht die einzigen, die sich zu dem Projekt äußern wollen. Daher ist es wichtig, die Öffentlichkeit ehrlich und transparent mit einzubeziehen. Das seitens der Stadt initiierte Bürgergutachten ist ein wichtiges Element, doch auch der örtliche Bezirksausschuss darf hier gerne aktiver werden.