Der OV Sendling von Bündnis 90/Die Grünen lädt zum ersten Parking Day und will am 13. Mai von 10 bis 14 Uhr am Partnachplatz das Bewusstsein wecken, wie viel öffentlicher Raum für das bloße Abstellen von Fahrzeugen zur Verfügung gestellt wird, fast kostenlos. Die Aktion „möbliert“ zwei Pkw-Stellplätze, die im Schnitt jeweils zwölf Quadratmeter beanspruchen, so viel, wie ein durchschnittliches Kinderzimmer groß ist. Als Vorbild dient das erfolgreich bundesweit gestartete VCD-Konzept „12qmKULTUR“, das die „Straße zurückerobern“ will und Räume für Menschen statt für Autos zu schaffen. „In München sind über 850.000 Kfz zugelassen, Tendenz noch immer steigend.
Dass diese zum Großteil öffentliche Flächen beanspruchen, kann man auch in unserem Quartier in Sendling tagtäglich begutachten. Dadurch gehen nicht nur wertvolle Aufenthaltsflächen verloren, es entstehen auch permanente Gefahrenherde, insbesondere für Kinder und ältere Bürger*innen durch zugeparkte Straßenecken, Kreuzungen oder Quer- und Diagonalparker. Der enorme Parkdruck im Viertel verschärft das Problem zusätzlich“, erklärt Johannes Reichel, Beisitzer im OV Sendling und Co-Sprecher des Arbeitskreises Urbane Mobilität bei den Grünen in München. 40 bis 70 Stunden jährlich suchen deutsche Autofahrer*innen nach einer VCD-Recherche im Schnitt nach einem Parkplatz und verursachen damit gut ein Drittel des städtischen Verkehrs überhaupt, einhergehend mit unzähligen Gefahrensituationen, die dabei entstehen: Ein Viertel der Unfälle mit Fußgängern entstehen bei Parkmanövern, 15 Prozent der Radlerunfälle. Auch im Quartier gibt es dafür zahlreiche traurige Beispiele.
Dabei steht viel Parkfläche in Parkhäusern die meiste Zeit des Tages schlicht leer und ist nach 18 Uhr zu maximal einem Drittel ausgelastet. „Hier müssen dringend auch bei uns im Viertel Lösungen wie Quartiersgaragen her – und generell brauchen wir mehr Carsharing statt dem eigenen Auto sowie Rad- und Fußmobilität für die täglichen Wege“, plädiert Reichel. Fahrzeuge seien ohnehin meist „Stehzeuge“ und würden im Schnitt nur eine Stunde täglich bewegt.
Wie es besser überhaupt gehen könnte, davon wollen die Aktiven des OV Sendling bei ihrem Aktionstag einen Eindruck vermitteln. Sie „möblieren“ zwei Stellplätze an der Rückseite des Partnachplatzes in einem Bereich, der eigentlich als Fußgängerweg gedacht ist, aber häufig rigoros zugeparkt wird. Entstehen soll für ein paar Stunden eine kleine „Insel in einem Meer aus Blech“, so die Verantwortlichen, mit Topfpflanzen, Sitzecke, Teppich und Wohnzimmercharme. Flankieren wollen die Aktiven das Ensemble mit einem Infostand zum Thema Verkehr und Spielangeboten für Kinder. Denn auch das ist klar: Die Parkplätze im Quartier belegen deutlich mehr Fläche als die Spielplätze.
„Verschärft wird die Problematik dadurch, dass Parken in München und im Freistaat Bayern viel zu billig ist. Ein Anwohnerparkausweis kostet maximal 30,70 im Jahr. Und auch Kurzzeitparken ist in München und Sendling viel zu billig. Ganz zu schweigen von viel zu niedrigen Bußgeldern, die von vielen einfach billigend in Kauf genommen werden – wenn denn überhaupt kontrolliert wird“, kritisiert die 2. stellvertretende Vorsitzende im BA07 Sendling-Westpark, Fraktionssprecherin und OV-Beisitzerin Maria Hemmerlein. Die Diplom-Ökonomin verweist auch darauf, dass zwölf Quadratmeter Fläche etwa in München-Schwabing 15.000 Euro kosten würde und die Parkgebühren seit Jahrzehnten nicht größer gestiegen sind.
Und auch wenn die Länder es den Kommunen nach einer Gesetzesnovelle mittlerweile überlassen können, die Gebühren selbst festzulegen, wie etwa in Baden-Württemberg und Städten wie Tübingen oder Freiburg auch der Fall ist, in Form deutlich erhöhter Parkgebühren von 240 bis zu 480 Euro jährlich, ist München hier an die laxen und autofreundlichen Vorgaben des Freistaats Bayern gebunden. Der setzt den Kommunen rigide Höchstgrenzen, die mit 50 Cent oder 1,30 Euro pro halber Stunde viel zu niedrig sind. „Die CSU-Regierung hat kein Interesse an einer strikteren Parkraumbewirtschaftung, die ein wichtiges Element der Verkehrswende wäre. Sie räumt den Platz statt den Menschen lieber weiter Autos ein und zeigt sich auch bei uns im Viertel in Sachen Kontrolldichte höchst kulant, wenn etwa Gehwege und Kreuzungen rücksichtslos zugeparkt werden“, kritisiert Hemmerlein.
Sie verweist darauf, dass im Zuge des Klimawandels die Rückumwandlung und Entsiegelung öffentlicher Flächen umso wichtiger wird und Parkplätze seien nun mal eben asphaltiert und damit Hitzeinseln „erster Güte“. Hemmerlein sieht die Aktion auch im Kontext des Modellquartiers Sendling-Westpark, das aufzeigen soll, wie eine klimaresiliente Stadtviertelgestaltung aussehen könnte. Genau dafür soll die Aktion ein Beispiel geben, die man zum offiziellen Parking Day am 15. September wiederholen will.
Kontakt:
Maria Hemmerlein, 2. Stellv. Vorsitzende BA07
Johannes Reichel, Beisitzer OV Sendling
Kontakt: vorstand@gruene-muenchen-sendling.de