Ursula Harper (54) und Joel Keilhauer (28) sind die neuen Vorsitzenden der Münchner Grünen. Die Mitglieder haben die neue Doppelspitze am Samstag, den 19. September auf einem hybriden Stadtparteitag in der kleinen Olympiahalle gewählt. Ursula Harper erhielt 79 Prozent der Stimmen, Joel Keilhauer 51 Prozent.
In ihrer Bewerbungsrede skizziert Ursula Harper ihre Ziele für München und die Partei: „2021 haben wir super Karten, die Direktmandate in München zu holen. Und ich freue mich auf einen Wahnsinns-Wahlkampf. Corona zwingt uns, wahlkampftechnisch neu zu denken und kreativ zu werden, das bekommen wir hin: Mit unseren wunderbaren Kandidierenden und mit euch allen.“
Joel Keilhauer erklärt sein langjähriges Engagement bei den Grünen auch aus seiner Biografie: „Ich bin gelernter Kinderpfleger und habe einige Jahre in Kitas gearbeitet. Dort habe ich gemerkt, wie wichtig es ist, dass auch Jungs dort männliche Vorbilder haben. Care-Arbeit ist immer noch Frauen-Arbeit. Das hat der Lockdown wie unter einem Brennglas gezeigt. Das muss sich ändern!“
Die Münchner Grünen haben traditionell eine Doppelspitze mit einem weiblichen und einem offenen Platz. Am Samstag wurden zudem Cosima Pfannschmidt als Schatzmeisterin und Arne Brach als Beisitzer in den Vorstand gewählt. Die bisherigen Parteivorsitzenden, der Stadtrat Dominik Krause und die Landtagsabgeordnete Gülseren Demirel, hatten ihr Amt abgegeben, nachdem sie die Grünen erfolgreich durch den Kommunalwahlkampf geführt haben und werden sich künftig auf ihre vielfältigen Aufgaben im Rathaus und im Landtag konzentrieren.
Die 2. Bürgermeisterin Katrin Habenschaden sagte zum Abschied der Vorsitzenden: „In eure Amtszeit fällt die erfolgreichste Zeit in 40 Jahren Grüne München. 23,8 Prozent bei der Europawahl, 29,1 Prozent bei der Kommunalwahl. Diese Ergebnisse wären ohne eure Leidenschaft und ohne euren ungeheuren Fleiß nicht möglich gewesen. München zu begrünen, unser schöner Slogan: Ihr habt ihn Wirklichkeit werden lassen. Danke euch vielmals, das war wirklich großes Kino.“
Die Grünen sind die erste Partei in München, die wegen der Corona-Pandemie einen hybriden Stadtparteitag erfolgreich durchgeführt hat. Das Parteienrecht sieht nicht vor, dass Wahlen online stattfinden können, deshalb muss in Präsenz gewählt werden. Nachdem die 7-Tage-Inzidenz am Freitag knapp den Wert von 50 überschritten hatte, entschieden sich die Münchner Grünen trotz einer Genehmigung des Kreisverwaltungsreferats für das ursprüngliche Hygienekonzept und in enger Abstimmung mit den Behörden, das Hygienekonzept nochmals zu optimieren, den Parteitag weiter zu entzerren und die Zeit, in der die Mitglieder vor Ort sind, zu verkürzen.
219 Mitglieder wählten dann ab 18 Uhr 57 Delegierte für die Landesdelegierten-Konferenz im Januar und 22 Delegierte für die Bundesdelegierten-Konferenz im November. „Die Delegierten beschließen das Grundsatzprogramm für die Bundestagswahl und es werden sicher noch viele Parteien vor das Problem gestellt, dass diese Wahlen nicht online abgehalten werden können“, sagt der ehemalige Vorsitzende Dominik Krause, der den Parteitag noch geplant hat. Etwa 60 Parteimitglieder verfolgten den Parteitag von einer Wiese über der kleinen Olympiahalle und stimmten von dort über Personalien und Anträge ab. Die 160 Mitglieder in der Halle waren in zwei Gruppen aufgeteilt, deren Laufwege getrennt waren und die an Einzeltischen in großzügigem Abstand abstimmten. „Das war in jeder Hinsicht ein ungewöhnlicher Parteitag, aber wir haben jetzt starke Vorsitzende gewählt und ein buntes Team an Delegierten. Danke an die vielen Ehrenamtlichen, die das möglich gemacht haben“, sagt die ehemalige Vorsitzende Gülseren Demirel.