Cem Özdemir im Truderinger Festzelt: „Söder hat drei Mal am Tag drei verschiedene Meinungen“

Die Münchner Grünen haben am Sonntagabend, den 14. Mai 2023, in einem vollen Truderinger Festzelt und mit einem besonderen Gast gefeiert: Cem Özdemir. Der Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft bekam reichlich Applaus, nicht nur von grünen Mitgliedern. Das grüne Spitzenduo für Bayern, Katharina Schulze und Ludwig Hartmann, sowie Münchens 2. Bürgermeisterin Katrin Habenschaden zeigten auf, wie dringend die Zeit drängt für grüne Politik in Bayern.

Standing Ovations von einem komplett vollen Festzelt erlebt auch ein Bundesminister nicht alle Tage. Die Münchner Grünen hatten zum politischen Auftakt der Truderinger Festwoche geladen und Cem Özdemir, Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft, fand in seiner Rede markige Worte: „Die neue politische Maßeinheit Habeck ist die des schnellen Handelns und nicht mehr die Brems- und Stillstand-Einheit der CSU. Dass wir so gut durch diesen Winter gekommen sind, hat einen Namen: Robert Habeck. Während Markus Söder über den Weiterbetrieb von Atomkraftwerken philosophiert, arbeiten wir an der Energiezukunft. So packen wir zum Beispiel endlich den Netzausbau an. Und Söder? Der hat drei Mal am Tag drei verschiedene Meinungen.“

Am Sonntag besuchte der ukrainische Präsident Wolodimir Selenskij die deutsche Hauptstadt Berlin. Özdemir erinnerte daher an diverse Russland-Besuche von CSU-Politikern, die kein kritisches Wort an Wladimir Putin richteten. Vielmehr suchten CSU-Politiker gerne die Nähe zu Autokraten wie Ungarns Viktor Orban oder eben Putin selbst. Özdemir schickte auch einen Gruß an die „Reisegruppe Florida“ mit Andreas Scheuer, Dorothee Bär und Florian Hahn, die jüngst den rechten Republikaner Ron DeSantis besuchte: „Ich weiß nicht, was die CSU immer so toll findet an Menschen, die anderen etwas vorschreiben. Kuschelt nicht mehr mit Autokraten!“

Özdemir übte auch Kritik an der Oppositionsarbeit der Union und richtete seinen Blick auf die Grünen im Bayerischen Landtag, denn so gehe Opposition richtig. „Eigene Ideen und Konzepte entwickeln, durchrechnen und konstruktiv einbringen. Man stelle sich vor, was in diesem Land möglich wäre, wenn wir vernünftig zusammenarbeiten würden. Der gemeinsame Feind aller demokratischen Parteien ist die AfD, die unsere Demokratie bekämpfen möchte. Mensch, CSU, wir sind doch alle im Team Deutschland, lasst es uns gemeinsam angehen.“

Katharina Schulze und Ludwig Hartmann, die beiden Fraktionsvorsitzenden der Grünen im Landtag und unser Spitzenduo für die Landtagswahl in Bayern, schlossen sich an. „Cem hat deutlich gemacht, wie dringend die Zeit drängt für grüne Politik in Bayern. Wir erleben gerade das letzte Aufbäumen der fossilen Industrie und wir müssen beim Klimaschutz jetzt Tempo machen, ins Handeln kommen – endlich auch hier in Bayern“, sagte Ludwig Hartmann. Katharina Schulze ergänzte, passenderweise am Muttertag: „Wir Grüne machen Bayern zum ersten gleichberechtigten Bundesland. Ein Bundesland, das Geschlechtergerechtigkeit lebt und in allen Bereichen fördert. Denn Frauen sind die Hälfte der Gesellschaft.“

„Söder spricht gerne von leben und leben lassen, aber in Wirklichkeit grenzt er alle Menschen aus, die nicht dem CSU-Weltbild entsprechen. Ob das Veganer sind, Transsexuelle oder Klimaaktivisten. Und nun soll auch noch eine Drag-Lesung gecancelt werden“, sagte Münchens Zweite Bürgermeisterin Katrin Habenschaden. „Das ist das genaue Gegenteil der Liberalitas Bavariae, die die CSU immer für sich reklamiert. Die CSU hat Angst vor Vielfalt, vor einem bunten München. Aber genau diese Buntheit macht unsere Stadt so beliebt und besonders – und deshalb werden wir Grüne sie auch mit Zähnen und Klauen verteidigen!“

Die grünen Kandidierenden für den Bayerischen Landtag und Bezirkstag im Stimmkreis vor Ort, München-Ramersdorf, Sanne Kurz und Dardan Kolic, führten mit ihrer Moderation durch den gelungenen Abend. Für ordentlich Stimmung sorgten auch baierisch-irischer Balkan-Ska von Treibauf sowie die Schwuhplattler.

Fotos: Andreas Gregor